Hintergrund

UNSER PROJEKTGEBIET

Mawas

Das ist der Name eines Gebietes auf Borneo, welches dreimal der Größe Berlins entspricht. Auf einer Fläche von ca. 300.000 Hektar steht einer der größten zusammenhängenden Torfmoorwälder Indonesiens. Dieser tropische Regenwald ist Heimat von Fast 3.000 wilden Orang-Utans und 56 Dörfern entlang zweier Flüsse. Damit stellt Mawas eine der letzten großen Waldinseln auf Borneo dar, das in den letzten drei Generationen massiv entwaldet wurde.

Auch das Schutzgebiet von Mawas ist davon betroffen, denn im Süden des Gebietes wurde fast ein Drittel des Waldes zerstört.

Um hier Reis anzubauen, wurden in den 1990er Jahren 4.000 Kilometer Drainagekanäle gegraben, die den feuchten Torfmoorboden ausgetrocknet und Zugang zum dichten Wald von Mawas ermöglicht haben. Diese wurden für eine systematische Rodung des Waldes und zum Abtransport des Holzes genutzt. Zurück geblieben sind kahle Landstriche, die an Mondlandschaften erinnern. Reis kann hier nicht angebaut werden.

lebenswald.org Mawas Earth

Durch diese menschengemachte Zerstörung wurde ein ganzes Ökosystem aus dem Gleichgewicht gebracht. Mit Auswirkungen für uns alle und unser Weltklima.

Aus dem vertrockneten Torfboden entweichen bis heute permanent CO₂ und andere Treibhausgase in die Atmosphäre. Darüber hinaus ist der ausgetrocknete, exponierte Torf vor allem in der Trockenzeit idealer Zündstoff für Waldbrände. Das bedeutet ein konstantes Sicherheitsrisiko - nicht nur für den noch bestehenden, intakten Primärwald, sondern auch für die Menschen und Tiere vor Ort. Wir beheben diese Schäden und stellen Lebensraum wieder her. Als Heimat für viele bedrohte Tierarten und die lokale Bevölkerung in angrenzenden Dörfern. Aber auch als Beitrag zum Schutz unseres Weltklimas und für eine lebenswerte Zukunft für die nächste Generation.

CO2

Dafür bauen wir zusammen mit der lokalen Bevölkerung Dämme und erhöhen damit um unsere Auffostungsflächen herum die Wasserniveaus und senken damit das Risiko für Waldbrände. Wenn die Böden unserer Aufforstungsgebiete wieder ausreichend bewässert sind, bepflanzen wir sie mit heimischen Baumarten. So können wir dem Ausstoß von CO₂ und anderen klimaschädigenden Treibhausgasen entgegenwirken, weiteres CO₂ langfristig binden und neuen Lebensraum schaffen.

Herausforderungen

Der drastische Eingriff in das fragile Ökosystem Mawas hat zu einer komplexen Problemlage geführt. Die größten Herausforderungen sind dabei:

Entwässerung

Da bis heute beständig Wasser aus den Torfmoorboden abläuft, sind die Wasserstände niedriger, als dies natürlich der Fall wäre.

Brandgefahr

Durch die niedrigen Wasserstände steigt die Brandgefahr enorm. Denn ohne die ursprüngliche Vegetation ist der Torf der Sonne und der Trockenheit schutzlos ausgeliefert und instabil. Durch die ständigen Waldbrände entsteht ein Teufelskreislauf, denn der bereits verbrannte Torf ist besonders entzündlich und wirkt bei zukünftigen Feuern als Katalysator.

Entweichende Treibhausgase

Rund 80% der Treibhausgasemission Indonesiens geht auf den Ausstoß der Torfböden zurück. Dabei sind insbesondere die jährlichen Waldbrände in der Trockenzeit eine wahre Katastrophe für unser Weltklima. Bei jedem Feuer besteht die Gefahr, dass es außer Kontrolle gerät und noch mehr intakten Boden schädigt, wodurch dann schwindelerregende Mengen an CO₂ freigesetzt werden.

Illegaler Holzschlag

Bis heute werden die von Menschenhand geschaffenen Kanäle im Mawas-Gebiet genutzt, um illegal geschlagenes Holz erst in Sägewerke und anschließend zum Verkauf zu transportieren. So werden monatlich hunderte Bäume illegal im intakten Wald geschlagen.

Unsere Lösungsansätze

Aufforstung

Durch die Aufforstung von degradierter Fläche wird der Torfboden stabilisiert. Dies wiederum bedeutet, dass anstatt Treibhausgase abzugeben, insbesondere CO₂ aufgenommen werden kann. Unsere Aufforstung im Mawas-Gebiet erfolgt daher mit vergleichsweise langsam wachsenden Pionierbaumarten, die ein wirkungsvolles Blätterdach zum Schutz des Bodens erschaffen. Da die kleinen Bäume im jungen Stadium jedoch besonders von dem schnellwachsenden Sekundärbewuchs gefährdet sind, kommen die Setzlinge erstmal in die Baumschulen der angrenzenden Dorfgemeinschaften. Dort werden sie bis zu einer Größe von circa 20-30 cm gezogen, bevor sie in unserem Aufforstungsgebiet eingepflanzt werden. Mit dem Einpflanzen der Setzlinge ist die Arbeit noch nicht getan, denn die jungen Pflanzen müssen noch für mindestens drei Jahre durch eine regelmäßige Befreiung von Überwuchs unterstützt werden. Weil unsere Aufforstungsflächen massiv von Feuern bedroht sind, werden die Setzlinge durch Patrouillen und das Graben von Hydranten vor möglichen Waldbränden geschützt. Letztendlich kann aber nur durch die Verschließung der Kanäle das einst zerstörte Ökosystem wiederhergestellt werden und damit die Lebensgrundlage für die Menschen und die tausenden Tierarten vor Ort erhalten bleiben.

Feuerprävention

Da sich Torfbrände nur schwer kontrollieren bzw. löschen lassen, ist das frühzeitige Entdecken der Feuer entscheidend. Deswegen wird in der Trockenzeit regelmäßig an den Hotspots patrouilliert. Innerhalb unserer Aufforstungsfläche patrouillieren wir zu dieser Zeit täglich, denn nur so konnten bereits mehrere Brände frühzeitig entdeckt und noch im Anfangsstadium gelöscht werden. Neben den Feuerpatrouillen muss aber auch der Zugang zu Löschwasser sichergestellt werden, deshalb haben wir an den wichtigen Schlüsselpunkten Hydranten gegraben.

Dammbau und Wiedervernässung des Gebiets

Solange die Kanäle des „Megareisprojekts“ weiterhin Wasser aus dem Gebiet in die angrenzenden Flüsse abführen, bleibt der Wasserstand konstant gefährlich niedrig und der Torfboden zu trocken. Nur, wenn die Kanäle geschlossen werden, können die Wasserstände wieder ansteigen. Natürlich müssen langfristig alle existenten Kanäle geschlossen werden, da es sich um ein zusammenhängendes Ökosystem handelt. Jedoch macht es bei begrenzten Ressourcen Sinn, strategisch an besonders gefährdeten Standpunkten Dämme zu errichten, um hier für Entlastung zu sorgen und die Brandgefahr zu senken.

Gemeindearbeit

Gemeinsam mit der indonesischen Bevölkerung im Mawas-Gebiet haben wir ein Aufforstungsprogramm entwickelt, in das alle Entscheidungsträger miteinbezogen werden. Beständige Aufklärungsarbeit ist für uns dabei ein wesentlicher Prozess, denn nur so kann eine langfristige Beschäftigung auf Augenhöhe resultieren. Wir möchten Personen vor Ort die Möglichkeit eröffnen einem Beruf nachzugehen, mit dem Sie ihre Familien ernähren und sich gleichzeitig aktiv für Naturschutz und damit den Erhalt ihres eigenen Lebensraums einsetzen können. Dafür arbeiten wir mit festen, langfristigen Verträgen und ermöglichen es unseren indonesischen KollegInnen Trainingsprogramme zu absolvieren, mit denen wir Sie zu Feuerwehrkräften, Dammbauspezialisten und Pflanzenexperten ausbilden. Wir vertreten die Ansicht, dass Naturschutz nur durch enge Zusammenarbeit mit allen betroffenen Parteien gelingen kann und dass dies der einzige Weg ist, um eine nachhaltige Zukunft zu gewährleisten. Denn diese Zukunft ist für uns alle.

Vielen Dank!

Das Projekt wird durchgeführt mit freundlicher Unterstützung von

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